In einem Flurbuch von 1683 wird erstmalig der Name “Stadtfeld” erwähnt. Bis zum Beginn der Gründerzeit ist das Stadtfeld ein ländlicher Bereich, westlich vom Glacis bis zu Ortslage Diesdorf gelegen. Mit der Industrialisierung verändert sich der Charakter langsam. Durch königlichen Erlass wurde “Stadtfeld” 1892 in “Wilhelmstadt” umbenannt. Dieser Name galt bis zur Rückbenennung im Jahre 1945. Die “Wilhelmstadt”, das heutige Stadtfeld-Ost, reichte im Westen bis zur äußeren Ringstraße, dem heutigen Westring; im Osten reicht es bis zur Bahnlinie am Hauptbahnhof; im Norden wird es begrenzt von der Straße “An der Steinkuhle” und im Süden wird es von Sudenburg durch die Bahnstrecke Helmstedt-Magdeburg abgegrenzt.

Um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert entwickelt sich die Wilhelmstadt zum Beamtenviertel Magdeburgs. Bei der städtebaulichen Planung spielte die Schrote eine bestimmende Rolle. Sie wurde mittig in die neu entstehende Goetheanlage verlegt. Diese 27m breite etwa 1 km lange Grünanlage fand später ihre Fortsetzung im so genannten Schrote-Grünzug, der die Verbindung zu Diesdorf herstellt und gemeinsam mit den umgebenden Kleingartenanlagen eine wichtige Frischluftschneise für die Innenstadt darstellt.

Mittelpunkt der historischen Wilhelmstadt ist die 1894 – 1896 am westlichen Ende der Goethestraße entstandene Pauluskirche. Dieser neugotische Kirchenbau mit Turm wurde für die evangelische Gemeinde errichtet. Aufgrund des Baugrundes und vielleicht auch aufgrund des Bauplatzes entstand die Kirche mit einem Mittelschiff und zwei dreijochigen Seitenschiffen sehr unregelmäßig. Während die Joche im nördlichen Seitenschiff annähernd quadratisch ausgebildet wurden, sind sie im südlichen Seitenschiff sehr schmal geraten. Von der Innenausstattung sind die südlichen neugotischen Obergadenfenster und eine um 1900 erworbene neugotische Orgel mit romantischem Orgelwerk erhalten. Die umfangreichen Sanierungsarbeiten in den 1960er Jahren wurden in den letzten Jahren fortgesetzt. Im November 2002 wurde die Kirche neu eröffnet.

In den späten 1920ern konnte nach der Stabilisierung der wirtschaftlichen Lage und der im April 1924 reichsweit eingeführten Hauszinssteuer der dringend erforderliche soziale Wohnungsbau in Angriff genommen werden. Die Stadt überließ der Heimstättenbaugenossenschaft 1923 das Gebiet zwischen der Ebendorfer Straße, der Freiherr-vom Stein-Straße und der Albert-Vater-Straße (benannt nach dem Vorsitzenden des sozialdemokratischen Ortsvereins von 1905-1917) in Erbbaupacht und half beim Bau der Straßen. Der Planung der Siedlung Westernplan lag ursprünglich das Konzept einer Gartenstadtanlage mit zweigeschossigen Häusern zugrunde. Aus wirtschaftlichen Gründen wurde am Rande dann eine stärker verdichtete dreigeschossige Bauweise umgesetzt. Zwischen 1923 und 1933 entstanden durch diese Genossenschaft in dem Stadtquartier annähernd 900 Wohnungen.

Während die Siedlung Westernplan unter Leitung des Architekten Bernhard Lippsmeier sich eher in einer konservativen Formensprache darstellt, entstand 1925 bis 1929 an der Großen Diesdorfer Straße mit der planmäßig angelegten Hermann-Beims-Siedlung östlich des 1898 geweihten Westfriedhofs der Stadtteil Stadtfeld-West. Er war die erste große Siedlung des “Neuen Bauens” in Magdeburg. Die 2.000 Wohnungen hatten aufgrund des städtebaulichen Konzepts, der Farbgebung der neuen Gebäude und der rationellen Grundrisslösung lange Zeit Vorbildwirkung. Mit der noch laufenden Sanierung der Wohnungen durch die städtische Wohnungsbaugesellschaft wird zugleich die Gestaltqualität der unter Denkmalschutz stehenden Siedlung wieder hergestellt.