Als Anfang des noch jungen Jahres bekannt geworden ist, dass momentan ein erneuter Versuch unternommen wird, auf dem ehemaligen Schlachthofgelände an der Liebknechtstraße ein sogenanntes „Fachmarktzentrum“ anzusiedeln, diskutierte der SPD Ortsverein Stadtfeld über die Notwendigkeit dieses Konzeptes. Bereits 2011 versuchte der gleiche Investor, die Saller Gewerbebau GmbH, ähnliche Pläne in die Realität umzusetzen, was damals mit großer Mehrheit (12 Ja, 28 Nein, 7 Enthaltungen) im Stadtrat abgelehnt worden ist.
Eine Zustimmung des Stadtrates ist notwendig, weil das Gelände laut Bebauungsplan für die Schaffung von Wohnraum vorgesehen ist. Wohnraum, nach dem eine große Nachfrage in Stadtfeld besteht. Stadtfeld-Ost gilt als Zuzugsgebiet, insbesondere Flächen für Eigenheime sind sehr gefragt. Dies begrüßt der SPD Ortsverein Stadtfeld sehr und sieht für zusätzliche Gewerbeflächen, wie von der Saller Gewerbebau GmbH geplant, keinen Bedarf. Eine weitere Ansiedlung von Discountern in unmittelbarer Nähe zu Kaufland direkt auf dem Schlachthofgelände und den Märkten und Geschäften entlang des Stadtteilzentrums Große Diesdorfer Straße würde keinen Mehrwert für Stadtfeld darstellen. Sie würden sogar die bestehenden Gewerbestrukturen gefährden. Das gilt besonders für inhabergeführte Geschäfte von Magdeburger Gewerbetreibenden, für die ein Umsatzeinbruch von 5 bis 10 Prozent schon das Ende bedeuten kann.
Das erst 2007 im Stadtrat beschlossene Märktekonzept für die Landeshauptstadt Magdeburg hat das Ziel, bestehenden Strukturen, insbesondere in der Innenstadt und den Stadtteilzentren, zu stärken, z.B. durch Anpassung des Umfelds bestehender Angebot, um diese attraktiver zu machen. Die Schaffung neuer Flächen, in diesem Fall von über 8.000 m², ist nicht in diesem Sinne. Schon jetzt hat Magdeburg mit 2,5 m² pro Einwohner die größte Einzelhandelsdichte in Deutschland (zum Vergleich: Leipzig rd. 1,4 m²; Halle (Saale) rd. 1,5m²).
Der Verein „Bürger für Stadtfeld e.V.“ und die IG Innenstadt teilen in ihren Stellungsnahmen unsere Auffassung, dass es vielmehr notwendig ist, attraktiven und heutigen Ansprüchen genügenden Wohnraum zu schaffen. So wäre das Schlachthofgelände gut geeignet, um innovative Wohnraumkonzepte zu entwickeln. Mit einem guten, Erfolg versprechenden Konzept könnte man so an Investoren herantreten und diese für das Projekt gewinnen. Hier sollte die Landeshauptstadt Magdeburg ein aktiveres Interesse an solchen Lösungen für das Schlachthofgelände zeigen.
Schon jetzt lockt dieses „Randgebiet“ von Stadtfeld-Ost Investoren und Planer an, die dort Wohnraum schaffen wollen, beispielsweise auf dem Nachbargrundstück westlich des Schlachthofs, genau dort wo die Saller Gewerbebau GmbH jetzt das „Fachmarktzentrum“ mit Kunden- und Lieferverkehr in unmittelbarer Nähe plant. Ob die Pläne auf dem Nachbargrundstück unter diesen Bedingungen fortgesetzt werden, ist momentan unklar. Weder aneinandergereihte Billigdiscounter noch eine wegen fehlender Kundschaft zurückgelassene Gewerbebrache sind ein attraktives Umfeld für Erfolg versprechende Wohnkonzepte.
Die Schaffung von Wohnraum auf dem Schlachthofgelände hingegen wäre für diesen Teil von Stadtfeld ein klares Signal in Richtung Wohngebiet. Mehr Menschen sind immer eine Bereicherung für einen Stadtteil. Und dann entsteht vielleicht auch wieder ein Bedarf, zielgerichtet Gewerbe anzusiedeln.